taniapaulo

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পাঠক T থেকে Jalizava, Belarus

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Die Barschel-Affäre (inklusive Waterkantgate und späterem Tod) ist so ziemlich die erste große politische "Sache", an die ich aktive Erinnerungen habe (ich konnte ja nicht ahnen, dass es der größte Politskandal in Nachkriegsdeutschland war, den ich mir als erste "politische Erinnerung" ausgesucht hatte). Zwar habe ich damals noch nicht so ganz verstanden, warum dieser Politiker plötzlich keine Freunde mehr hatte, so richtig interessiert hat mich das eigentlich auch nicht. Aber als Barschel plötzlich tot war, waren doch alle ziemlich geschockt, und die Bilder vom Stern haben mich ziemlich gegruselt (was mich in meiner vorpubertären Neugier an morbiden Dingen nicht davon abgehalten hat, sie genau zu betrachten). Soweit dieser kleine nostalgische Ausflug. Knapp 25 Jahre später weiß ich eigentlich immer noch nicht viel mehr über den Tod Barschels. Natürlich gibt es etliche Theorien, Thesen und Gerüchte, aber Fakten? Der Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft sagt: Mord oder Selbstmord, nichts genaues weiß man nicht. Etwas deutlicher ist Wille schon in seinem Buch, keine Angst. Schließlich war er es ja, der das Verfahren jahrelang geleitet hat. Die ersten zwei Kapitel sind spannend wie nichts. Der Leser folgt den Stern-Reportern vom Auftrag bis zu ihrem Fund in Zimmer 317 des Genfer Hotels Beau-Rivage. Sehr anschaulich, macht atemlos. Dann gibt es einen ähnlichen Abriss über die letzten Stunden des Uwe B. sowie die ersten Ermittlungen in Genf. Auch sehr interessant. Der Rest des Buches fällt gegen diesen fulminanten Anfang leider etwas ab. Wille will "abrechnen", und das tut er genau und gründlich - leider hat er sich dabei für meinen Geschmack teilweise etwas zu sehr in kleinklein verstrickt. Aber es sind ja auch viele Dinge über die er sich - zurecht - aufregt. Schlampige Anfangsermittlungen in der Schweiz (inklusive - oder besser exklusive - der Unterstützung deutscher Behörden) mangelnde Unterstützung und Rückendeckung seitens Vorgesetzter/übergeordneter Behörden, das öffentlich Werden brisanter Informationen mit risikoreichen Folgen für Zeugen und noch so viele andere Steine. Wow. Man könnte den Eindruck gewinnen, Wille sei ein kleinlicher Paranoiker, der einfach nur einmal den Dicken markieren will - wenn, ja wenn er nicht zum einen sehr sympathisch und kompetent rüberkäme (ein Chef, der sich immer vor seine Angestellten stellt, hat bei mir sowieso einen Stein im Brett) und wenn, ja wenn, sein Buch nicht schon 2007 fertig gewesen wäre... und ihm die Veröffentlichung von seiner Dienstbehörde untersagt wurde. Erst jetzt, 2011, nach seinem Ruhestand, konnte es erscheinen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt? Wille spekuliert nicht wild herum. Er präsentiert keine abstrusen Ideen, keine verwirrten Theorien. Er benennt und bewertet Fakten. Wie im Verfahren damals wird jede Spur erklärt und, dem Verfahren entsprechend, abgearbeitet. Ob Waffenlieferungen in den Iran eine Rolle spielen, wie CIA-Kontakte plötzlich ins Spiel kommen, was die toxikologischen Untersuchungen aussagen, der Badvorleger, die Flakes im Schuh, die ausgespülte Whiskeyflasche, und was war eigentlich mit der Stasi? Wille erzählt dies alles relativ nüchtern und verschweigt trotzdem nicht, dass er Anhänger der Mordtheorie ist. Am Ende steht keine befriedigende Antwort, denn es gibt keine. Aber: Es gibt weiterhin viele Fragen. Und die sind allemal berechtigt.